Nach aufwendiger Restaurierung und eingehender wissenschaftlicher Untersuchung hat der Hauptaltar der Kirche Neunhofen seinen angestammten Platz zurückerhalten. Am 26. Oktober 2014 wurde er im Rahmen eines Festgottesdienstes bei gefüllter Kirche wieder eingeweiht.
Altareinweihung – kein Platz blieb leer (26.10.2014)
Es handelt sich um einen wertvollen spätgotischen Schnitzaltar aus dem Jahre 1487, der als Doppelflügelaltar gearbeitet ist und der zu den bedeutendsten Altären seiner Art in unserer Region gehört.
Der geöffnete Altar ist fast fünf Meter breit. Das im Zentrum des Mittelschreins dargestellte Hauptthema zeigt eine Kreuzigungsgruppe: Jesus am Kreuz, vor ihm kniend und den Stamm des Kreuzes umfassend Maria Magdalena, rechts neben dem Kreuz, stehend, Johannes und links neben dem Kreuz, ebenfalls stehend, Maria, die Mutter Jesu. Dieses Hauptthema ist abgegrenzt durch zwei Fialen (gotische Pfeiler), die mit einem Rundbogen überspannt sind. Rechts und links davon befinden sich unter jeweils zwei Schweifbögen, die sich in den beiden Flügeln mit jeweils vier Schweifbögen fortsetzen, auf Sockeln stehend insgesamt zwölf Heilige, unter ihnen Simon und Judas Thaddäus, die Namenspatrone der Kirche Neunhofen. Über den Bögen ist eine filigran gearbeitete Verzierung angebracht, die den Eindruck von Baldachinen vermittelt. Das Gesprenge über dem Mittelschrein zeigt Christus als herrschenden König, die Weltkugel haltend.
Der geöffnete Altar
Altar ungeöffnet
Schließt man die beiden Innenflügel des Altars, werden vier Gemälde sichtbar, die aus kunsthistorischer Sicht die große Bedeutung des Altars in besonderer Weise begründen. Sie zeigen die Passion Jesu. Auf dem ersten Bild ist eine Szene aus dem Garten Gethsemane dargestellt. Es ist der Moment, als sich Jesus seinen Häschern zu erkennen gibt mit den Worten: „Ich bin der, den ihr sucht, Jesus von Nazareth.“ Das zweite Bild zeigt die Gefangenführung, das dritte die Geißelung und das vierte die Verhöhnung mittels Dornenkrone. Die Bilder sind sehr eindrucksvoll gemalt und lassen auf einen bedeutenden Künstler schließen. Auch wenn sein Name trotz modernster Untersuchungsmethoden der Bilder nicht zweifelsfrei bestimmt werden konnte, so liegt dennoch die Vermutung nahe , dass es Verbindung zu einer berühmten Schule gegeben haben muss.
Schließt man auch die äußeren Flügel des Altars, werden zwei weitere Gemälde sichtbar. Sie sind weniger farbintensiv als die Passionsbilder und stammen von einem anderen, ebenfalls unbekannten, Künstler. Auf dem linken Bild wurde die Geburt des Heilands thematisiert, auf dem rechten Bild eine Verkündigungsszene. Bei der üblichen Betrachtungsweise von links nach rechts ist die zeitliche Abfolge also umgekehrt. Dies kommt allerdings recht häufig vor, wie die Restauratorin des Altars, Annette Bohrloch aus Seebergen bei Gotha, mitteilte.
Etwa fünf Jahre lang hat die Diplomrestauratorin an dem Altar gearbeitet. Nach vorbereitenden Maßnahmen wie Holzwurmbekämpfung mittels Begasung sowie Einsprühen des Altars mit Insektiziden wurde er zunächst wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen. Danach hat Annette Bohrloch den Altar in mühevoller Kleinarbeit gereinigt, so dass die ursprüngliche Leuchtkraft der Gemälde wieder sichtbar wurde. Die Farben der Gemälde sind noch die der Urfassung, wie die Restauratorin mitteilte, so dass es keine größeren Probleme gab. Schwieriger war es, die ursprüngliche Bemalung der Holzteile wieder herzustellen, denn Rahmen und Holzfiguren waren schon oft überarbeitet worden. Das liegt wohl in der Natur der Sache, denn Holz arbeitet im Laufe der Zeit, deshalb ist es auch angebracht, dass der restaurierte Altar nun regelmäßig gewartet wird.
Dass wir zwanzig Jahre lang auf unseren Altar warten mussten, hängt zum einen damit zusammen, dass er, bevor er im Jahr 2000 ins Atelier von Annette Bohrloch kam, schon zwei andere Restaurierungsstationen durchlaufen hatte, ohne dass die Arbeiten zum Abschluss kamen. Zum anderen konnte er nach seiner Fertigstellung durch Annette Bohrloch nicht sofort wieder in der Kirche Neunhofen aufgestellt werden, weil dort noch umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden mussten, deren Abschluss die Voraussetzung für die Wiederaufstellung des Altars war.
Unser Altar
Nun endlich ist er zurück, und wir freuen uns sehr darüber, dass sich der große Aufwand gelohnt hat und der Altar wieder in seiner ursprünglichen Pracht strahlen kann. Die Restaurierung hat Kosten in Höhe von 360 000 Euro verursacht. Unser Dank gilt allen, die auf ihre Weise dazu beigetragen haben, das Projekt zum erfolgreichen Ende zu führen.